Ins Licht

Kolumne | Direktnachricht

26
12
DPA/APA/PICTUREDESK.COM
26
12
DPA/APA/PICTUREDESK.COM

Ins Licht

Kolumne | Direktnachricht

Wenn ich an das neue Jahr denke, habe ich das Poster von Fox Mulder bei „Akte X“ vor Augen: I want to believe. Statt an Außerirdische möchte ich jedoch daran glauben, dass 2021 uns weniger Hiobsbotschaften bringt und mehr Momente der Freude und Leichtigkeit.

Mit frisch zugelassenem Impfstoff und startklaren Impfzentren strahlt bereits ein helles Licht am Ende des Coronatunnels. Der Weg dorthin wird für die meisten von uns trotzdem dauern und auch 2021 als Jahr des Aushaltens prägen. Gerade seitens der Politik sollte daher nicht nur mit einer Selbstverständlichkeit auf die Resilienz aller gesetzt und diese eingefordert werden. Sie gilt es zu stärken. Denn um weitermachen zu können, brauchen wir jede noch so kleine Dosis Hoffnung.

Sie könnte zum Beispiel so aussehen, dass sich mit dem neuen Jahr niemand um Miete oder Essen sorgen muss. Weil es ein geregeltes Grundeinkommen gibt, das nicht nur ein temporäres Notfallpflaster bleibt und vor allem denjenigen Erleichterung verschafft, in deren Branchen es #AlarmstufeRot heißt. Hoffnung würde heißen, endlich alle Menschen aus den abscheulichen Zuständen der griechischen Lager zu holen und würdig in Deutschland unterzubringen. Hoffnung ließe sich schöpfen, wenn dem rassistischen Anschlag von Hanau eine lückenlose Aufklärung und Konsequenzen folgen, bevor es zum Jahrestag tatenlose Phrasen gibt. Hoffnung wäre ebenso, Arbeitgeber_innen zu verpflichten, wo immer möglich Home-Office zu ermöglichen und so realistische (!) wie sichere Corona-Arbeitsbedingungen zu schaffen.

Ja, vielleicht ist es Zoom-Erschöpfung. Vielleicht ist es aber auch emotional und existenziell erdrückend, weiter so produktiv sein zu müssen, als würde gerade keine Pandemie weltweit wüten? Als wäre damit nicht ein weiterer Punkt zu unserer eh schon langen Liste an existenzbedrohenden Problemen hinzugekommen, allen voran die Klimakrise?

Das Jahresende ist ein guter Zeitpunkt, um sich einzugestehen: Es wird nicht mehr so wie „vor Corona“. Allein die Erfahrung, eine Pandemie zu durchleben, verschwindet nicht einfach so. Wir müssen daraus lernen, welche Mängel und Wunden durch Corona offengelegt wurden und werden. Das bedeutet auch, Zukunftsängste, die durch Armut, Gewalt und Ausbeutung entstehen, mittels politischer Entscheidungen zu nehmen und Raum für Zukunftskonzepte zu bieten, an die wir – nicht nur um Wahlkampf – unsere Hoffnungen knüpfen können.

I want to believe.

Weitere Artikel dieser Ausgabe