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Kolumne | Direktnachricht

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DPA/APA/PICTUREDESK.COM
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Kolumne | Direktnachricht

Quizfrage: Wer fordert nach der schrecklichen Hochwasserkatastrophe in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen mehr Tempo beim Klimaschutz und bremst gleichzeitig mit: „Weil jetzt ein solcher Tag ist, ändert man nicht die Politik“? Es ist das Multi-Tasking-Talent Armin Laschet. Im selben Gespräch mit dem WDR behauptete er außerdem, es sei jetzt nicht die Zeit für politische Forderungen, denn man müsse den Betroffenen vor Ort helfen. Dabei ist beides sehr gut möglich und geboten – man muss es nur wollen.

Laschets Aussage zeigt das Grundproblem unserer aktuellen Entweder-Oder-Politik: Es wird kurzfristig auf das reagiert, was sich nicht mehr wegwischen lässt. Langfristiges und vorausschauendes Handeln wird hingegen vermieden – oder auf ein unzureichendes Minimum beschränkt, was gerade beim Klimaschutz immer spürbarer wird. Nach den Berichten über extreme Wetterereignisse, die allein in den vergangenen Wochen auf unserem Planeten wüteten, kann das Problem nun immerhin nicht mehr völlig verharmlost werden. Die Ablenkungsversuche sind allerdings geblieben.

Zum Beispiel durch das Narrativ „Klimaschutz muss man sich leisten können“. Es lehnt die nötigen Kosten, um Klimaanpassung und -schutz wirksam durchzuführen, als sozial ungerecht ab und erklärt den Billigflug in den Mallorcaurlaub quasi zum Menschenrecht. Höherer Mindestlohn oder drastisch geringere Mietkosten werden dagegen nicht gefordert. Das Ende vom Lied: Die Klimakrise wird noch schlimmer, arme Menschen bleiben arm, leiden aber umso schneller und härter unter den Folgen der Krise. Reicht das nicht mehr zur Ablenkung, instrumentalisiert man neuerdings das Stichwort Klimaanpassung, um nicht tätig werden zu müssen. Die jeden Intellekt beleidigende These dahinter: Wenn jetzt das Klima geschützt werde, gäbe es künftig trotzdem noch Hochwasser/Dürre/Stürme. No shit, Sherlock Merz!

Die derzeit herrschende Entweder-Oder-Klimapolitik, die erst minimal in Bewegung gerät, wenn ihr bereits der Hintern ankokelt, gefährdet unseren Lebensraum und unser Leben. Verantwortung für das Hier und Jetzt zu übernehmen, darf aber niemals ausschließen, dies zugleich für die Zukunft zu tun. Dafür gehören Klimaschutz, Klimafolgenanpassung und Katastrophenschutz eindeutig zusammen und müssen nicht nur im Sinne bloßer Schadensbegrenzung, sondern echter Fürsorge gedacht werden. Lassen wir uns also nicht von unserer Zukunft ablenken.

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