Moneyball

Kolumne | Auf den Zweiten Blick

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Kolumne | Auf den Zweiten Blick

Genau eine Nacht und zwei Tage stand die alte Fußballwelt unter Schock, sollte doch nach amerikanischem Vorbild noch dieses Jahr eine neue Fußballwelt entstehen. Eine Fußballwelt, bestehend aus 15 Spitzenklubs, die in einer eigenen Elite-Liga vermeintlich besseren Fußball spielen und vor allem noch viel mehr verdienen würden.

Das Unisono des Entsetzens in der Branche folgte prompt: Gegeißelt wurde die schier unendliche Gier der Separatisten, von der Zerstörung des Fußballs war die Rede, sogar der britische Thronfolger mischte sich ein. Prompt haben sich die Initiatoren zurückgezogen. Das Projekt liegt erst einmal auf Eis. Tot aber ist die Idee eines alternativen Wettspielmodus neben dem Angebot des europäischen Fußballverbands Uefa sicher nicht. Und das hat einen einfachen Grund.

Die Uefa ist Monopolanbieter. Und Monopole können für potente Wettbewerber sehr anziehend sein. Denn es gibt so etwas wie eine Monopolrente, die hoch und ungerecht ist, weil Monopole aufgrund des fehlenden Wettbewerbs nicht ihre Abnehmer, sondern nur den Erhalt ihrer eigenen Marktmacht im Blick haben, um diese weiterhin zu Geld zu machen. Es entspricht reiner Marktlogik, dass genau dieser Wettbewerber auf den Plan ruft.

Mit ihrem Monopol hat Uefa die Kommerzialisierung des Fußballs derart vorangetrieben, dass daraus genau jenes von Gier getriebene Milliardengeschäft wurde, das sie den Super-League-Initiatoren nach deren Vorstoß lauthals vorwarf und das die Fans so auf die Palme brachte.

Als bedürfte es dafür noch des Beweises, hat die Uefa aus einzig finanziellen Gründen die Ausweitung der Champions-League auf 36 Teilnehmer bekanntgegeben, um damit neue Milliarden einzusammeln, die am Ende die Fans teuer bezahlen.

Doch hat das Uefa-Monopol eine viel dunklere Vorgeschichte: Die Entstehung des Zwei-Klassen-Fußballs hat der Verband mit seiner Champions League erst so richtig befördert. Geld verteilt er nicht nur an die eigenen Funktionäre, sondern am liebsten nach dem Matthäus-Prinzip: Wer hat, dem wird gegeben. Selbst auf die Einhaltung ihrer eigenen Fair-Play-Regeln gibt die Uefa nichts, sondern lässt Clubs, die dagegen offensichtlich verstoßen, ungeschoren davonkommen. Und für den Nachwuchs bleibt auch nicht viel übrig. Der Uefa geht es ausschließlich um Geld und sonst gar nichts.

Die Ironie des Ganzen: Just der 48-Stunden-Wirbel um das Projekt Super League förderte die Scheinheiligkeit der Uefa erst richtig zutage, die sich diese Woche allzu gerne als die Gute im Big Money Game des Fußball positioniert hätte. Nur ging das deutlich daneben. So offenbarten ausgerechnet die fürs Erste vereitelten Pläne für eine fußballerischen Eliteveranstaltung die Schwächen der maroden europäischen Fußballwelt. Und da steht die Uefa so ziemlich mittendrin.

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