Stehende Ovationen

Postskriptum

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Stehende Ovationen

Postskriptum

Angeblich sind den Deutschen – und so manchem in der Bundesregierung – ja zwei Krisen auf einmal irgendwie zu viel. Krieg und Pandemie zur gleichen Zeit, das ist offensichtlich unzumutbar. (Wer wagt es da noch, an die bereits einsetzende Klimakatastrophe zu erinnern?)

Jetzt werden erst einmal F-35-Tarnkappenjets bei amazon bestellt (oder war es Lockheed Martin?) und Finanzminister Christian Lindner hat ein staatliches Payback-Punkte-Programm beim Tanken vorgeschlagen – sprich, wer kein Auto fährt, soll den Autofahrern das Benzin subventionieren.

Andere Baustelle: Von der Seuche sind ja nach zwei Jahren so viele sehr überschöpft – und tun deswegen, nicht zum ersten Mal, als ob es sie nicht gäbe. Trotz Rekordinzidenzen will sich ein Drittel derjenigen, die zur Erst- und Zweitimpfung bereit waren, zur dritten, den Impfschutz massiv verbessernden, nicht bequemen. Die Idee einer Impfpflicht ist politisch mausetot – mal für nicht mehr notwendig erachtet, mal zu kompliziert, mal zu anstrengend. Vor allem aber von der vulgärliberalen FDP nicht erwünscht. Muss jetzt die Union aushelfen?

Als die Liberalen zuletzt in einer Bundesregierung vertreten waren, 2009 bis 2013, beschimpften sich schwarze und gelbe Koalitionäre gegenseitig als Gurkentruppe, Wildsäue oder Kesselflicker. Die FDP hatte dafür gesorgt, dass die Mehrwertsteuer für Hotelübernachtungen von 19 auf 7 Prozent gesenkt wurde. Bei der anschließenden Bundestagswahl flog die Partei aus dem Bundestag. Die sogenannte Mövenpick-Steuer war beim Wahlvolk so gut dann doch nicht gelitten. Malte Kreutzfeldt von der taz hat jüngst dargestellt, dass es die europäischen Mineralölkonzerne sind, die am deutlichsten von den Preissteigerungen profitieren. Sie haben schlichtweg die Preise stärker erhöht, als es durch die gesteigerten Kosten erforderlich gewesen wäre. „Kriegsgewinne“ – mit freundlicher Unterstützung der vorgeblich marktwirtschaftlich orientierten FDP.

Auf einer der einschlägigen Pinnwände im Internet wurde derweil der Vorschlag unterbreitet, statt Tankgutscheine zu verteilen doch besser für Autofahrer vom Balkon aus zu klatschen, bei den Pflegekräfte in der Pandemie habe dies doch auch schon genügt.

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