Abgänge

Editorial des Verlegers

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Abgänge

Editorial des Verlegers

Liebe Leserinnen und Leser,

während die Ampel-Parteien auffallend geräuschlos vor sich hin sondieren, ist die Union vorerst die Heimstatt der Kakophonie. Armin Laschet verwaltet den Über- und seinen eigenen Abgang. Annegret Kramp-Karrenbauer und Peter Altmaier verabschieden sich aus Berlin. Wolfgang Schäuble, noch nie so umstritten, will auch ohne Bundestagspräsidentenamt weiter Bundestagsabgeordneter bleiben. Markus Söder wird sich weiterhin in der Hauptstadt blicken lassen, auch wenn man in der CDU auch auf ihn nicht mehr so gut zu sprechen ist. Und dann wären da noch die Männer aus Nordrhein-Westfalen, der kämpferische Ralph Brinkhaus, der aufstrebende Carsten Linnemann, der ewige Friedrich Merz, der immer smarte Norbert Röttgen und der Pandemie-gestählte Jens Spahn – alle wollen sie Parteivorsitzende werden oder wenigstens bei Verzicht auf eine Kandidatur ein anderes der wenigen verbleibenden schönen Ämter bekommen.

Eckhard Jesse windet sich in seinem Beitrag für diesen Hauptstadtbrief am Sonntag nicht, einen für sein Dafürhalten geeigneten Bewerber für das Amt des Vorsitzenden zu benennen. Die Analyse des Politologen der TU Chemnitz geht jedoch darüber hinaus. Jesse legt den eigentlichen Markenkern der Union frei, untersucht die schwierige Rolle einer Oppositionspartei neben AfD und Linkspartei und stellt die Krise der bürgerlichen-konservativen Partei in einen europäischen Kontext.

Albrecht von Lucke betrachtet den angekündigten Rückzug des vermeintlich geläuterten Jörg Meuthens vom AfD-Parteivorsitz ohne Häme. Dessen innerparteilicher „Linksschwenk“ mutete doch zu größten Teilen taktisch an. Von Lucke, Redakteur der Blätter für deutsche und internationale Politik befürchtet dann auch, dass, Meuthen hin oder her, die Radikalisierung der Partei nur noch zunehmen wird.

Günter Bannas spießt mit Gusto – und ja, auch ein wenig Spott – die rhetorischen Volten auf, die derzeit in der SPD vorgenommen werden, um den abrupten Ausstieg der FDP aus den Jamaika-Koalitionsverhandlungen 2017 freundlicher und folgerichtiger erscheinen zu lassen und die Liberalen dieses Mal bei Laune zu halten.

Mit herzlichen Grüßen verbleibe ich bis zur nächsten Woche

Ihr Detlef Prinz

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