Abstiegskampf

Kolumne | Aus dem Bannaskreis

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Abstiegskampf

Kolumne | Aus dem Bannaskreis

Die Bundesliga-Saison beginnt am kommenden Wochenende vor weitestgehend leeren Tribünen, was ein Zeichen ist: Die Beziehungen zwischen Politik und Sport, wer wen hofiert, wer um wessen Gunst buhlt, haben sich in ihr Gegenteil verkehrt. Selbst das schöne Abschneiden des deutschen Fußballs in Europa hat daran nichts geändert. Bis zum März, in den Vor-Corona-Zeiten, war der Sport in der Position der Stärke. Nicht der ganze Sport, versteht sich. Boxen ist gesellschaftlich ins Abseits geraten. Autorennsport scheidet aus – von wegen CO2. Weil die Akteure der Politik volksnah erscheinen wollen, galt bei ihnen „Männerfußball first“. Ihm wurden die Türen eingerannt. Mit Helmut Kohl begannen die Heimsuchungen von Bundeskanzlern in Umkleidekabinen der Nationalmannschaft. Gerhard Schröder inszenierte seine sportliche Vergangenheit als Mittelstürmer (Kampfname: Acker). Angela Merkel jubelte wie keiner sonst auf der Ehrentribüne. Serienmeister Bayern München hat, wie es der Zufall so will, die meisten Polit-Fans. Doch auch die hielten sich sogar nach dem Gewinn in der Champions League mit Ergebenheitsadressen zurück. Außer natürlich die von der CSU und der bayerischen Staatsregierung. Vorerst aber gilt: Wehe dem Politiker, der sich einen Platz auf der Tribüne verschafft. Vor dem Virus sind alle gleich.

Sportfunktionäre waren einst bei Staatsbesuchen von Kanzlern dabei. Christian Seifert, der Geschäftsführer der Deutschen Fußball Liga GmbH, des Zusammenschlusses der Vereine der Bundesliga, gehörte bei China-Reisen Merkels Wirtschaftsdelegation an, um den deutschen Fußball mit Erfolg dort zu vermarkten. Paul Schockemöhle, erfolgreicher Springreiter und später Besitzer eines Gestüts, war mit Schröder in Arabien unterwegs – Scheichs mögen Rassepferde. Bei Reisen mit Kanzlern ließ sich auch viel lernen. Zum Beispiel, wie Politik funktioniert.

In Corona-Zeiten aber hat die Bundesliga zu betteln. Schalke 04 etwa um eine staatliche Bürgschaft. DFB-Funktionäre, die früher mit der ersten Reihe der Politik zu tun hatten, haben nun selbst den Gesundheitsministern nachzulaufen. Doch haben sie von der Politik gelernt: Sie knüpften einen Flickenteppich. In Berlin und auch anderswo sollen Fußballfans – in begrenzter Zahl – in die Stadien gelassen werden. Erst einmal aber fehlen die Zuschauermassen. Die aber sind es, die Merkel und Co. dazu bringen, ebenfalls dabei sein zu wollen.

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