Gestört

Postskriptum

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Gestört

Postskriptum

Viel Aufregung im Anschluss an das Postskriptum über gelungene und weniger gelungene Wahlplakate in Berlin. Leserin K. aus B. schreibt, das schlechteste Wahlplakat stamme doch von der Splitterpartei Volt, die einen Zigarettenwerbespruch aus den 1990er-Jahren wieder ausgegraben habe und dummstolz behaupte, wichtiger als das nicht vorhandene Design des Plakats sei doch gute Politik, über die die Partei aber kein weiteres Wort verliert. Leser R., ebenfalls aus B., ist verwundert über den Slogan der Regierungspartei Die Linke „Wohnung, Wärme, Widerstand“. Die Meinungen zu „Wir kleben am 1,5-GradLimit“ der Klimaliste Berlin gehen auseinander, Leser J. hält den Spruch für gelungen, Leserin N. fühlt sich bei der Vereinigung, die die Grünen für zu kompromissfreundlich hält, an die Auseinander­setzungen der Volksfront von Judäa gegen die Judäische Volksfront – aus Monty Pythons „Das Leben des Brian“ erinnert.

In den letzten Tagen vor der Wahl zum Abgeordnetenhaus an diesem Sonntag kleben die wackeren Wahlkämpferinnen zusätzliche Sprüche auf ihre Plakate, der unübertrefflich schöne Fachbegriff dafür lautet Störer. Die feuerfarbige Hannah Sophie Lupper von der SPD etwa wirbt mit dem aufgepappten Satz „Rot bis in die Haarspitzen“. Christian Lindners Eleve Sebastian Czaja hat den Begriff noch genauer genommen und seine Wahlplakate falsch herum aufhängen lassen. Die Wählerinnen sollen ihn doch bitte einmal umdrehen – so wie die FDP ihr krudes neoliberales Weltbild? Kai Wegner hat auf seine neuen Poster schon mal „Regierender Bürgermeister von Berlin“ schreiben lassen – das ist natürlich suggestiv gemeint, er ist es noch nicht. Auffallend ist, dass Wegner auf jenen Plakaten merklich gealtert aussieht, vielleicht Teil der Suggestion, denn auf Vorher-Nachher-Bildern von Politikern kann man häufig sehen, wie schnell Amtsträger altern. Tatsächlich stammte der erste Schwung der Unions-Plakate noch aus dem vorigen Wahlkampf 2021 – da sich die Partei im Wahlkampf hauptsächlich um die aber nun wirklich armen unterjochten Autofahrer kümmert, sollte wohl wenigstens in Sachen Papierverbrauch die CO2-Bilanz gesenkt werden. Noch wichtiger aber: Ageism ist die Diskriminierung von älteren Menschen und wird zu Recht nicht mehr betrieben.

Leserin R. aus O., Leser S. aus M. und Leserin J. aus C. aber fragen nur nach den besten neuen Plakaten der Partei Die Partei. Dem wollen wir uns fügen. Etwas krude, Platz 5: „Giffey – wegböllern. Lederer – canceln. Jarasch – wer ist das?“ (Klaus Lederer ist der Spitzenkandidat der Linkspartei, Bettina Jarasch die der Grünen.) Platz 4: „42“. (Laut ChatGPT der Sinn des Lebens, wer’s nicht glaubt, einfach googeln.) Platz 3: „Was ist eigentlich Ihr Problem?“ (Fragen Sie nicht!) Platz 2: „Impfausweiskontrolle hier!“

Platz 1:

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