Investitionen

Kolumne | Direktnachricht

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DPA/APA/PICTUREDESK.COM
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Investitionen

Kolumne | Direktnachricht

In den letzten Wochen haben in den USA antirassistische Proteste erneut ihre politische Kraft entfaltet. Die aktuellen #BlackLivesMatter-Proteste stehen in einer weltweiten historischen Tradition: Denn wo es rassistische Gewalt gab, gab es auch schon immer Widerstand dagegen.

Rassismus tötet. Vom Genozid an den Herero über die Anschläge in Rostock-Lichtenhagen bis Hanau: Rassismus hat auch eine kontinuierliche deutsche Geschichte. Dieser Text richtet sich an weiße Menschen, und falls sich diese Bezeichnung komisch anfühlt, sind Sie hier genau richtig. Es geht um unsere Rolle bei der Bekämpfung von Rassismus, in uns selbst, unserem persönlichen Umfeld und in unseren gesellschaftlichen Strukturen.

Wir müssen Teil der Lösung sein. Drei Dinge, die jede_r dafür tun kann:
1. Mund aufmachen

Die Kollegin macht einen rassistischen Witz, und Sie kritisieren das. Sie bekommen mit, wie eine kopftuchtragende Frau samt kleinem Sohn beschimpft wird, und schreiten ein. Zivilcourage gegen Rassismus hat viele Gesichter. Unser bloßes Weißsein fungiert dabei oft als Schutzschild, während Schweigen zusätzliche Gewalt bedeutet.

„Das Ziel muss sein, nicht intensiver um Schwarze Leben zu trauern. Sondern, sie zu schützen,“ schrieb Theatermacherin Simone Dede Ayivi jüngst in einem Gastbeitrag im Tagesspiegel über Rassismus in Deutschland.

2. Mund halten

Als weiße Menschen müssen wir prüfen, ob unsere Meinung gerade überhaupt gefragt ist oder wir Rassismusbetroffenen damit noch mehr Schmerz und Stress bereiten.

Vielleicht ist es passiert: Ihr Verhalten wurde als rassistisch kritisiert. Dann in die Defensive zu gehen oder in eine Schamstarre zu verfallen, tröstet höchstens das eigene Ego und bringt niemanden weiter. Wir müssen lernen, unser weißes Unbehagen auszuhalten, uns zu entschuldigen und weiter aktiv antirassistisch zu bleiben. Lesen Sie etwa Schwarze Autor_innen, dokumentieren und reflektieren Sie, was die Texte mit Ihnen machen. Selbst wenn Sie schon viel über Rassismus wissen: Mehr geht immer – und Fehler sind trotzdem möglich. Wichtig ist, sie nicht erneut zu begehen.

3. Strukturen verändern

Gerade weiße Menschen in Entscheidungspositionen müssen diese nutzen, um strukturelle Veränderungen zu bewirken. Ob Redaktionen, Parteien oder Institutionen: Stellen Sie Schwarze Menschen und People of Color ein beziehungsweise verschaffen diesen Zugang. Investieren Sie in langfristige antirassistische Maßnahmen.

Wir müssen Teil der Lösung sein.

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