Kulturkämpfe – Auf der Straßen und in den Sozialen Medien

Editorial des Verlegers

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Kulturkämpfe – Auf der Straßen und in den Sozialen Medien

Editorial des Verlegers

Liebe Leserinnen und Leser,

der Tod George Floyds in Minnesota durch einen Polizisten – im Beisein dreier seiner Kollegen – bewegt nicht nur die Amerikaner, hat nicht etwa nur die afroamerikanische Bevölkerung dort erschüttert. Auch in London, Paris und Berlin sind Menschen aller Hautfarben auf die Straße gegangen und haben gegen Gewalt und Diskriminierung protestiert.

In Washington hat Präsident Donald Trump mithilfe seines Justizministers Bill Barr eine friedliche Demonstration mit Tränengas und berittener, gewaltanwendender Polizei freiräumen lassen. Trump marschierte vom Weißen Haus zur traditionsreichen St. John’s Church und hielt eine Bibel in die Höhe. Nicht aber etwa, um daraus zu lesen, nicht etwa, um eine frohe Botschaft zu verkünden, zu Versöhnung und Frieden aufzurufen, sondern allein um ein – fatales – Zeichen im Kulturkampf in den USA zu setzen. Nicht nur als Katholik hat mich diese, man kann es nicht anders sagen, schändliche religiöse Instrumentalisierung erschüttert.

Dankenswerterweise hat uns Ines Pohl, bis vor wenigen Wochen Chefredakteurin der Deutschen Welle und ab diesem Sommer die Korrespondentin des Senders in Washington einen ernsten und energischen, am Ende aber auch vorsichtig hoffnungsvoll stimmenden Kommentar für den HAUPTSTADTBRIEF am Sonntag gesandt. Wir dürfen uns von den Demagogen und stark tuenden, letztlich aber schwachen und von nicht viel mehr als Niedertracht erfüllten Gestalten nicht ins Bockshorn jagen lassen. When they go low, we go high.

Auch Europa und Deutschland sind keineswegs frei von unschönen Gesinnungen. Oberrabbiner Pinchas Goldschmidt zeigt in seinem mit Verve verfassten Essay für den HAUPTSTADTBRIEF die Gefahren, die die sogenannten Sozialen Medien für das Gemeinwesen, für eine Gesellschaft mit sich bringen.

Goldschmidt beschreibt klar, wie Facebook, Twitter und YouTube als Hochdruckbeschleuniger des Hasses wirken können – und zeigt auf, was wir alle dagegen tun können.

In der Hoffnung auf einen Wandel zum Guten in diesen sorgenreichen Tagen verbleibe ich mit herzlichen Grüßen

Ihr Detlef Prinz

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