Politik- und Kulturgeschichte

Editorial des Verlegers

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Politik- und Kulturgeschichte

Editorial des Verlegers

Liebe Leserinnen und Leser,

erlauben Sie mir einen kurzen Ausflug in die Kulturgeschichte – das heißt, sie reicht gerade einmal ins Jahr 1999 zurück und bezieht sich auf eine Ausgabe der legendären Schweizer Kulturzeitschrift Du. Die Zürcher Redaktion machte damals eine Ausgabe über den Geist der Zeitung, die mir als Verleger, klar, besonders nahe war, ja, aus dem Herzen sprach.

Das Titelblatt der Ausgabe zierte das so knappe wie kristallklare Credo, das eben jenen Geist eines guten Blattes verdichtet auf den Punkt bringt: „Plötzlich diese Übersicht“.

In dieser Ausgabe des Hauptstadtbriefs am Samstag schreiben Henning Hoff und Frank Decker über zwei Themen, über die in diesen Tagen viel berichtet wird, in den Tageszeitungen, im Radio und im Fernsehen. Hoff über den Brexit und Decker über die Koalitionskrise in Sachsen-Anhalt und ihre vielschichtigen Ursachen.

Der Editor-at-Large der Internationalen Politik Hoff zerlegt die Verhandlungspositionen des britischen Premiers Boris Johnson so kenntnisreich und mit solch herzhaftem Gusto in seine Einzelteile, dass kaum etwas von ihnen übrigbleibt.

Der Bonner Politologe Decker rekapituliert die Geschichte der Koalitionsverträge in eleganter Detailliertheit und zieht so klug abgewogene wie praktikable Schlüsse daraus, dass man sich wünschte, alle Unterhändler würden vor den nächsten Sondierungsgesprächen sich erst einmal seinen Text vornehmen.

Hoff schreibt: „Es ist überaus verwunderlich, dass gerade die Regierung des Landes, das der Welt den Begriff und das Konzept eines ‚Clubs‘ bescherte, es nicht verstehen will: Wer austritt, kann nicht weiter das Clubhaus nutzen, schon gar nicht, wenn er sich erklärtermaßen nicht an die Regeln halten will.“

Und Decker: „Notwendig und sinnvoll wäre es deshalb, die Koalitionsverträge auf die Vereinbarung grundlegender Vorhaben zurückzuführen und deren konkrete Ausverhandlung und Umsetzung Kabinett, Koalitionsrunden und den einzelnen Ministerien zu überlassen.“

Zwei durchaus komplizierte Fälle und doch auf einmal – yes, diese Übersicht.

Mit herzlichen Grüßen verbleibe ich – bis morgen

Ihr Detlef Prinz

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