Politisch

Editorial des Verlegers

29
05
29
05

Politisch

Editorial des Verlegers

Liebe Leserinnen und Leser,

ausnahmsweise möchte ich in dieser Woche die kurze Vorstellung des Hauptstadtbriefs mit der Direktnachricht unserer Kolumnistin Anne Wizorek beginnen. Wizorek schreibt über das Grauen des Krieges, das in jeder Hinsicht schon schrecklich genug ist. Sie macht aber auch in eindringlichen Worten darauf aufmerksam, welches kaum vorstellbare Unglück und Leid die sexualisierte Gewalt bedeutet, die von den russischen Aggressoren in der Ukraine ausgeht, insbesondere für Frauen und Kinder – aber auch für alle anderen Geschlechter und Altersgruppen.

Verharmlosung dieses politischen und moralischen Skandals sollte es eigentlich nicht mehr geben, nicht erst, wenn man sich Wizoreks, bei aller Schwere im Herzen, politisch bestechend-kluge Schlussfolgerung vor Augen hält. Sexualisierte Gewalt soll, schreibt sie, „nicht nur die Erniedrigung oder gar Zerstörung des einzelnen Opfers bewirken. Ebenso zielt sie auf dessen Familie, die Gesellschaft und die Nation ab. Die körperliche Gewalt in Kombination mit psychischer soll die gesamte Gemeinschaft vernichten“. Ein fundamental wichtiger Beitrag.

Wer insbesondere Frauen und Mädchen in der Ukraine in Not helfen will, kann spenden, etwa bei UN Women Deutschland.

Für den Titel dieser Ausgabe hat uns unser Außenpolitik-Experte Henning Hoff einen primer, wie es im Englischen so schön heißt, eine einordnende Zusammenfassung, Analyse, Lagebeschreibung der Ukraine-Debatte in Berlin – und deren Wirkung in der Welt verfasst. Hoff, Editor-at-Large der Zeitschrift Internationale Politik, warnt bei aller nüchternen Darlegung der äußeren und inneren Zwänge und Interessenunterschiede, doch deutlich vor der lauernden Zögerungs­haltung der Bundesregierung, denn „damit schrumpfen auch die deutschen Möglichkeiten, in Europa eine Führungsrolle zu übernehmen“.

Günter Bannas erinnert in seiner Kolumne Aus dem Bannaskreis an die kaum erquicklichen Folgen der alten Losung, das Private sei politisch, angesichts der Rücktritte mehrerer Ministerinnen in Bund und Ländern – nicht ohne kritischen Hinweis, dass dabei insbesondere gegenüber Frauen in der Öffentlichkeit allzu leichtfertig geurteilt wird.

Im Postskriptum schildert Lutz Lichtenberger einen jener Vorfälle in den USA, die zeigen, wie sehr die Republikanische Partei sich von Anstand, Gesetz und einem demokratischen Grundverständnis verabschiedet und im Namen des abgewählten Präsidenten versucht, sich das Land zur Beute zu machen, und sei es mit gewaltsamen Mitteln.

Mit herzlichen Grüßen verbleibe ich bis zur nächsten Woche

Ihr Detlef Prinz

Weitere Artikel dieser Ausgabe