Vergangenheitsbewältigung und Zukunftsfragen

Editorial des Verlegers

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Vergangenheitsbewältigung und Zukunftsfragen

Editorial des Verlegers

Liebe Leserinnen und Leser,

vor einigen Wochen bin ich auf das jüngste Buch Susan Neimans gestoßen und war fasziniert von ihrer so überaus lehrreichen Studie „Von den Deutschen lernen: Wie Gesellschaften mit dem Bösen in ihrer Geschichte umgehen können“. Die amerikanische Philosophin, die seit 20 Jahren das Einstein Forum in Potsdam leitet, hat darin überaus eindrücklich die Geschichtspolitik in den USA und Deutschland untersucht. Es ist uns Deutschen – dankenswerterweise – zu eigen, auf Lob aus dem Ausland für die deutsche „Vergangenheitsbewältigung“ mit Skepsis zu reagieren. Das ist gerade die Pointe: Allzu moralisch bequem sollte man es sich eben nicht machen, schon gar nicht in der Vergegenwärtigung der historischen Schuld.

Und in diesem Geiste gilt es meines Erachtens auch, den Beitrag von Susan Neiman in diesem Hauptstadtbrief am Sonntag zu lesen, um den ich sie schon vor dem Tod George Floyds und den Demonstrationen in den USA und der ganzen Welt gebeten hatte. Neiman versteht es in ihrem überaus fundierten Text, die geschichtspolitische „Vorgeschichte“, die allzu spürbar bis in unsere unmittelbare Gegenwart reicht, aufzuschließen. Das ist anregend und lehrreich, aber bestimmt kein Anlass, in deutsche Selbstzufriedenheit zu verfallen.

Im zweiten Beitrag hat Veronika Grimm, die als Wirtschaftsweise dem wichtigsten wirtschaftspolitischen Beratungsgremium Deutschlands angehört, das jüngste Konjunkturpaket der Bundesregierung auf dessen energiepolitische Chancen untersucht. Was sich technisch anhört, ist tatsächlich eines der wichtigsten volkswirtschaftlichen Projekte Deutschlands – und ein Schlüsselbereich für Wirtschaft und Klimaschutz, den ökonomischen und ökologischen Zukunftsfragen schlechthin.

Mit herzlichen Grüßen verbleibe ich bis zur nächsten Woche

Ihr Detlef Prinz

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