HEA oder HEB? Ein Vergleich der gängigsten Stahlträger für moderne Bauprojekte

hea-oder-heb

Redaktion

Hinweis: Die auf dieser Website bereitgestellten Informationen stellen keine Rechtsberatung dar. Die Informationen sind allgemeiner Natur und dienen ausschließlich zu Informationszwecken.

0
(0)

[Werbung] Sie planen einen Umbau oder einen Neubau? Dann werden Sie früher oder später auf sie stoßen: Stahlträger. Sie sind das Rückgrat moderner Architektur, fangen Lasten ab und ermöglichen offene Wohnkonzepte. Doch schnell steht die technische Frage im Raum: HEA oder HEB?

Für den Laien sehen diese Träger fast identisch aus, doch ihre Unterschiede sind für die Statik fundamental. Die falsche Wahl kann fatale Folgen haben. In diesem Artikel vergleichen wir die beiden gängigsten Stahlträger und erklären, worauf es bei der Entscheidung wirklich ankommt.

Das Wichtigste in Kürze
  • HEA und HEB sind beides Breitflanschträger (H-Träger) nach europäischen Normen.
  • Der HEB-Träger ist die „Basis“- oder Standardausführung mit höherer Masse.
  • Der HEA-Träger (A-Serie) ist die leichtere Variante mit dünneren Flanschen und Stegen.
  • Bei gleicher Nennhöhe (z.B. 180) ist der HEB-Träger schwerer und tragfähiger.
  • Die Entscheidung zwischen HEA oder HEB trifft ausschließlich ein Statiker basierend auf der erforderlichen Lastaufnahme.

Was sind HEA- und HEB-Träger überhaupt?

Wenn wir von Stahlträgern im Bauwesen sprechen, meinen wir oft sogenannte Breitflanschträger. Man erkennt sie an ihrer H-Form.

Im Gegensatz zu IPE-Trägern (die schlank und hoch sind) haben H-Träger breitere Flansche (die waagerechten Teile). Das macht sie besonders stabil, nicht nur gegen Biegung, sondern auch gegen Knicken.

Die Bezeichnungen HEA, HEB und auch HEM folgen einer klaren Normung (DIN EN 10034).

  • H steht für das H-Profil (Breitflansch).
  • E steht für „Europäisch“.
  • Der dritte Buchstabe definiert die Serie: A, B oder M.

Der HEA Stahlträger gehört zur A-Serie und ist die leichte (light) Ausführung.

Der HEB Träger ist die B-Serie (base) und repräsentiert den Standard-Grundtyp.

Es gibt auch noch HEM (M-Serie, „medium“ oder „heavy“), die noch massiver und tragfähiger sind, aber seltener im typischen Wohnungsbau eingesetzt werden.

In der Praxis werden diese Träger als Stützen (vertikal) oder Unterzüge (horizontal) verwendet. Sie tragen Decken, fangen Wände ab oder ermöglichen große, stützenfreie Räume.

HEA oder HEB? Ein Vergleich der gängigsten Stahlträger im Detail

Auf den ersten Blick ähneln sich ein HEA 200 und ein HEB 200 stark. Sie sind beide für die Aufnahme hoher Lasten konzipiert. Der Teufel steckt jedoch im Detail, genauer gesagt: in der Materialstärke.

Der entscheidende Unterschied: Gewicht und Materialstärke

Die Buchstaben A und B definieren das Gewicht pro Meter.

Die B-Serie (HEB) ist der Standard. Die A-Serie (HEA) wurde als leichtere Alternative entwickelt.

Um leichter zu sein, wird beim HEA-Träger Material eingespart. Der Steg (der vertikale Mittelteil) und die Flansche (die waagerechten Teile) sind dünner als beim HEB-Träger mit derselben Nennhöhe.

Ein Beispiel: Ein HEB 160 ist 160 mm hoch. Ein HEA 160 ist mit 152 mm etwas niedriger, obwohl die „160“ es suggeriert.

Das Ergebnis? Der HEA ist leichter.

Das geringere Gewicht bedeutet aber unweigerlich auch eine geringere Tragfähigkeit und eine geringere Steifigkeit. Der Träger biegt sich unter Last stärker durch.

Ergänzendes Wissen: Es gibt auch die HEM-Serie (M für ‚medium/heavy‘). Diese ist noch schwerer und tragfähiger als HEB und wird für extreme Lasten im Industrie- oder Brückenbau eingesetzt.

Die statischen Eigenschaften: Wann nehme ich was?

Die Entscheidung zwischen HEA oder HEB ist keine Frage des persönlichen Geschmacks oder des Preises. Es ist eine rein statische Notwendigkeit.

Der HEB-Träger ist der Alleskönner.

Wegen seiner massiven Bauweise und der fast quadratischen Form (Höhe und Breite sind oft ähnlich) ist er extrem tragfähig. Er wird oft als Stütze verwendet, da er Drucklasten aus allen Richtungen hervorragend aufnehmen kann, ohne zu knicken.

Der HEA-Träger ist die optimierte Lösung.

Er kommt dann ins Spiel, wenn die volle Tragfähigkeit eines HEB nicht ausgeschöpft wird. Wenn die statische Berechnung ergibt, dass ein leichterer Träger ausreicht, ist der HEA die wirtschaftlichere Wahl.

Er bietet immer noch eine hohe Stabilität, spart aber durch das geringere Eigengewicht Materialkosten und erleichtert den Einbau.

Vergleichstabelle: HEA 160 vs. HEB 160

Um den Unterschied zu verdeutlichen, schauen wir uns die konkreten Werte für die Nenngröße 160 nach Euronorm EN 10034 an:

EigenschaftHEA 160HEB 160
Profilhöhe (h)152 mm160 mm
Flanschbreite (b)160 mm160 mm
Stegdicke (t_w)6,0 mm8,0 mm
Flanschdicke (t_f)9,0 mm13,0 mm
Gewicht (kg/m)30,4 kg/m42,6 kg/m

Sie sehen deutlich: Obwohl beide „160“ heißen, ist der HEB 160 in allen Dimensionen (außer der Breite) massiver.

Er ist 8 mm höher und hat deutlich dickere Flansche und Stege. Das Resultat ist ein Mehrgewicht von über 12 kg pro Meter. Das ist ein signifikanter Unterschied bei der Tragfähigkeit.

Die Rolle des Statikers: Warum Sie nicht selbst entscheiden sollten

Kommen wir zum wichtigsten Punkt dieses Artikels: Sie als Bauherr entscheiden niemals selbst zwischen HEA oder HEB.

Warum nicht?

Ein Stahlträger ist ein kritisches, lastabtragendes Bauteil. Ein Fehler bei der Dimensionierung gefährdet das gesamte Bauwerk und die Sicherheit von Menschen.

Die Auswahl eines Trägers ist das Ergebnis einer komplexen statischen Berechnung, die nur ein qualifizierter Tragwerksplaner (Statiker) durchführen darf.

Was der Statiker berechnet

Der Statiker prüft nicht nur „HEA oder HEB“. Er berücksichtigt eine Vielzahl von Faktoren:

  • Lasten: Welche Lasten muss der Träger tragen? (Eigengewicht der Decke, Verkehrslasten wie Möbel und Menschen, Schneelasten etc.)
  • Spannweite: Wie weit ist die Distanz, die der Träger überspannen muss?
  • Auflager: Wie und wo liegt der Träger auf? (z.B. auf Mauerwerk oder einer Betonstütze)
  • Durchbiegung: Der Träger darf sich unter Last nur minimal durchbiegen, sonst entstehen Risse im Estrich oder in den Wänden darüber.
  • Knicken/Kippen: Der Statiker muss sicherstellen, dass der Träger unter Last nicht seitlich wegkippt oder einknickt.

Am Ende dieser Berechnung steht eine klare Vorgabe. Diese lautet zum Beispiel: „HEB 180, Stahlgüte S235JR“.

Ergänzendes Wissen: Die Stahlgüte (z.B. S235JR) ist ebenfalls entscheidend. Sie beschreibt die Mindeststreckgrenze des Stahls (wie viel Kraft er aushält, bevor er sich verformt) und wird vom Statiker festgelegt.

Kann man einfach den stärkeren Träger nehmen?

Vielleicht denken Sie: „Sicher ist sicher, ich nehme einfach immer den HEB“.

Das ist nicht zwangsläufig die beste Lösung. Ein überdimensionierter Träger ist teurer im Einkauf und schwerer. Das höhere Eigengewicht muss vom Fundament und den Wänden darunter zusätzlich getragen werden.

Der Transport und der Einbau (oft per Kran oder mit mehreren Personen) werden durch das höhere Gewicht ebenfalls komplizierter und teurer.

Vertrauen Sie auf die Berechnung. Der Statiker wählt den Träger, der die Anforderungen sicher erfüllt und gleichzeitig wirtschaftlich ist.

Anwendungsbeispiele in modernen Bauprojekten

Wo genau treffen Sie auf diese Träger? Die Einsatzmöglichkeiten sind vielfältig und prägen die moderne Architektur maßgeblich.

Der häufigste Fall im privaten Umbau ist der Wanddurchbruch.

Wenn Sie eine tragende Wand entfernen möchten, um Küche und Wohnzimmer zu verbinden, muss die Last dieser Wand abgefangen werden. Hier kommt meist ein HEB-Träger als horizontaler Unterzug zum Einsatz, der die Deckenlast auf die verbleibenden Wände oder neue Stützen verteilt.

Weitere typische Anwendungen sind:

  • Als Stützen (oft HEB) in offenen Grundrissen, um große Lasten vertikal ins Fundament zu leiten.
  • Für Deckenöffnungen, wenn eine neue Treppe eingebaut wird (Wechselträger).
  • Im Hallenbau, wo große Spannweiten ohne Zwischenstützen realisiert werden müssen.
  • Bei Abfangungen von Balkonen oder Vordächern.
  • In der Altbausanierung, um alte Holzbalkendecken zu verstärken oder zu ersetzen.

Fazit: Eine Frage der Statik, nicht des Geschmacks

Die Entscheidung zwischen HEA oder HEB ist eine der fundamentalen Fragen im Stahlbau, die aber nie vom Bauherrn getroffen wird. Beide Träger sind Hochleistungsbauteile, die moderne, offene Bauweisen erst ermöglichen. Während der HEB der robuste Standard für hohe Lasten und als Stütze ist, stellt der HEA die leichtere, materialoptimierte Alternative für geringere statische Anforderungen dar. Die Wahl ist ausschließlich das Ergebnis einer präzisen statischen Berechnung durch Ihren Tragwerksplaner.

Häufig gestellte Fragen

Was bedeutet die Zahl hinter HEB, z.B. HEB 180?

Die Zahl 180 bezeichnet die Nennhöhe des Trägers in Millimetern. Ein HEB 180 ist also (exakt) 180 mm hoch. Achtung: Bei HEA-Trägern weicht die tatsächliche Höhe leicht von der Nennhöhe ab. Ein HEA 180 ist beispielsweise nur 171 mm hoch, obwohl er zur 180er Serie gehört.

Ist ein HEA-Träger immer günstiger als ein HEB-Träger?

Bezogen auf das Kilo ist der Preis für den Stahl (z.B. S235JR) meist identisch. Da der HEA-Träger aber pro Meter deutlich weniger wiegt als ein HEB-Träger der gleichen Nenngröße, ist der Preis pro laufendem Meter für den HEA-Träger geringer.

Mein Statiker hat einen HEB 200 berechnet. Kann ich einen HEA 200 nehmen, um Geld zu sparen?

Auf keinen Fall. Ein HEA 200 ist deutlich schwächer als ein HEB 200 und würde die berechneten Lasten nicht sicher tragen. Dies kann zu übermäßiger Durchbiegung, Rissen im Mauerwerk oder im schlimmsten Fall zum Versagen der Konstruktion führen. Halten Sie sich exakt an die Vorgabe des Statikers.

Was ist der Unterschied zwischen einem HEB-Träger und einem IPE-Träger?

Ein IPE-Träger ist ein I-Profil, kein H-Profil. Er ist deutlich schlanker und höher als ein HEB-Träger mit ähnlicher Tragfähigkeit. IPE-Träger sind sehr effizient bei reiner Biegebeanspruchung (als Träger), während HEB-Träger (Breitflansch) besser für kombinierte Lasten und als Stützen (Druck) geeignet sind.

Wie hilfreich war dieser Beitrag?

Klicke auf die Sterne um zu bewerten!

Durchschnittliche Bewertung 0 / 5. Anzahl Bewertungen: 0

Bisher keine Bewertungen! Sei der Erste, der diesen Beitrag bewertet.