Berliner Fragen

Editorial des Verlegers

13
02
13
02

Berliner Fragen

Editorial des Verlegers

Liebe Leserinnen und Leser,

Brian Williams, der großartige Anchorman der amerikanischen Nachrichtensendung The 11th Hour auf MSNBC, beginnt seine Moderation allabendlich mit der Formel „Day X of the Biden Administration“. Wir sind heute früh bereits bei Tag 25 angekommen. Nicht dass Präsident Biden, Vizepräsidentin Kamala Harris und Außenminister Anthony Blinken nicht losgelegt hätten, das von Donald Trump so sehr beschädigte transatlantische Verhältnis wieder zu reparieren zu versuchen – und, wer weiß, vielleicht ja auch angesichts der immensen globalen Herausforderungen zu neuer Stärke zu führen.

Das Problem, wie Henning Hoff in diesem Hauptstadtbrief am Samstag eindrucksvoll analysiert, liegt derzeit auf erschreckende Art und Weise in Berlin und Brüssel. Vor allem in der deutschen Hauptstadt herrscht eine eigentümliche Antriebsschwäche und Ideenlosigkeit: „Das sture deutsche Beharren auf Sonderwegen beziehungsweise naive europäische Konzeptionslosigkeit wiegen umso schwerer, weil sie höchst irritierende Signale an die neue Regierung in Washington senden“, schreibt Hoff und spießt eine Sonderbarkeit der deutschen Außenpolitik – Nord Stream 2 und die versuchten Sonderdeals mit Trumps Minister Mnuchin, das Handelsabkommen mit China – nach der anderen auf. Merkel, Laschet, Maas und Mützenich – zahlreiche Äußerungen des Spitzenpersonals sorgen für Verwunderung in der Biden-Regierung.

Die Debatte über die außenpolitische Richtung Deutschlands und der EU ist mehr als überfällig.

Für den zweiten Beitrag dieses Hauptstadtbriefs geht mein besonderer Dank an Max-Stefan Koslik von der Schweriner Volkszeitung, der uns eine so vortreffliche wie erhellende Reportage über Manuela Schwesig, die Ministerpräsidentin Mecklenburg-Vorpommerns, gesandt hat. Koslik kennt sich wie kaum ein Zweiter auf der Schweriner Bühne aus – und portraitiert eine im Laufe ihrer vergleichsweise kurzen – oder kometenhaft verlaufenen – politischen Karriere immer entschlossener auftretende Politikerin. Die Frage drängt sich förmlich auf: Ist Schwesig die nächste Parteivorsitzende und Kanzlerkandidatin?

Ja, das sind die typischen „Berliner“ Fragen, so interessant wie gegenwärtig unbeantwortbar. Einstweilen aber weitet der – im besten Sinne – Blick im Hauptstadtbrief von außerhalb der Hauptstadt auf jeden Fall den Horizont für das Kommende.

Mit herzlichen Grüßen verbleibe ich – bis morgen

Ihr Detlef Prinz

Weitere Artikel dieser Ausgabe