Geschichte als Machtinstrument – Was uns der Blick zurück für morgen lehrt

Geschichte als Machtinstrument – Was uns der Blick zurück für morgen lehrt

Redaktion

Deutschland, Politik

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Wenn Politikerinnen und Politiker über Geschichte sprechen, dann geht es meist nicht nur um das Gestern. Es geht um das Morgen. Denn wer Geschichte zitiert, will Einfluss nehmen – auf unsere Zukunft, auf unser Denken, auf unsere Entscheidungen.

Warum Geschichte politisch ist

Sie erleben es regelmäßig: In politischen Debatten wird mit Geschichte argumentiert. Das geschieht oft unterschwellig, aber nie zufällig. Wer über Chancengleichheit, Klimaschutz oder soziale Gerechtigkeit spricht, vergleicht fast immer mit einem „früher war es so“. Politik benutzt Geschichte, um zu zeigen, warum bestimmte Maßnahmen heute notwendig sind.

Das ist kein Missbrauch – sondern ein Grundprinzip politischer Kommunikation. Denn Politik braucht Orientierung. Und diese entsteht aus Erfahrungen der Vergangenheit.

Tradition ist immer Gegenwart

Traditionen sind nichts, was in Archiven verstaubt. Sie entstehen durch Sprache – durch das, was Menschen in der Gegenwart zur „Tradition“ erklären. Wer Traditionen benennt, übt Macht aus. Er legt fest, was „immer schon so war“ und was daraus folgen soll.

Das beginnt im Kleinen, etwa mit Sprachritualen im Parlament. Und es reicht bis zur Frage, welche historischen Ereignisse wir als Nation besonders würdigen – etwa mit Feiertagen, Gedenkstätten oder Schulbüchern.

Wie Populisten Geschichte neu schreiben wollen

Genau an dieser Stelle setzen rechtspopulistische Bewegungen an. Sie greifen Geschichte auf, um ihre eigenen Ziele zu legitimieren. Sie verlagern den Fokus weg von den Diktatur- und Gewaltverbrechen, für die frühere Nationalisten verantwortlich waren, und setzen stattdessen auf positive, heroische Erzählungen.

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Sie behaupten:

  • Die Geschichte Deutschlands sei vor allem eine von Stolz und Größe.
  • Die Erinnerung an Verbrechen diene angeblich nur der „Selbsterniedrigung“.
  • Die liberale Demokratie sei eine „neue Diktatur“, die bekämpft werden müsse.

Ein bekanntes Beispiel: Alexander Gaulands Aussage, die NS-Zeit sei ein „Vogelschiss in 1000 Jahren deutscher Geschichte“. Das ist kein Versehen – es ist ein Versuch, eine neue Deutungshoheit über das deutsche Geschichtsbild zu gewinnen.

Was ist das Ziel?

Populisten wollen mit Geschichte:

  • Nationalstolz erzeugen, ohne Verantwortung zu übernehmen
  • Sich als „wahre Vertreter des Volkes“ darstellen
  • Die bestehenden demokratischen Institutionen delegitimieren

Sie nutzen dafür gezielt die Sprache der Befreiung. In Italien etwa stellt sich Matteo Salvini in die Tradition des antifaschistischen Widerstands – obwohl seine Politik das Gegenteil davon ist. So wird die Erinnerung an die Vergangenheit instrumentalisiert, um heutige Gegner zu diskreditieren.

Was heißt das für uns?

Wenn Sie demokratisch denken, dürfen Sie diese Taktiken nicht einfach hinnehmen. Die liberale Demokratie muss sich auf ihre eigene Geschichte berufen:

  • auf Freiheitsbewegungen,
  • auf den Kampf gegen Faschismus,
  • auf die Entwicklung eines differenzierten, ehrlichen Geschichtsbildes.

Sie als Bürgerin oder Bürger dürfen also durchaus Geschichtspolitik betreiben – nicht im Sinne der Verzerrung, sondern als bewusste Erinnerung an das, was unsere Gesellschaft stark macht: Offenheit, Kritikfähigkeit und die Anerkennung historischer Verantwortung.

Fazit: Geschichte gehört uns allen – aber sie darf nicht verdreht werden

Wer über Geschichte spricht, gestaltet Zukunft. Gerade deshalb ist es entscheidend, wie wir über die Vergangenheit sprechen – und wofür wir sie einsetzen. Lassen Sie nicht zu, dass demokratische Errungenschaften durch populistische Narrative untergraben werden. Erinnern Sie sich und andere: Die Geschichte lehrt uns nicht, wegzuschauen – sondern hinzusehen und klug zu handeln.

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