Wahlmöglichkeiten

Editorial des Verlegers

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Wahlmöglichkeiten

Editorial des Verlegers

Liebe Leserinnen und Leser,

Andreas Rinke, politischer Chefkorrespondent von Reuters, erstattet eine Verlustanzeige: Es geht um all die großen Projekte des vor kaum einem halben Jahr verabschiedeten Koalitionsvertrags zwischen SPD, Grünen und FDP, die die Zeitläufte Makulatur haben werden lassen. Die groß angekündigte Zeitenwende erfordert auch einen Neustart in Bezug auf jene konventionellen, deswegen aber nicht unbedeutenden Vorhaben der Ampel – etwa des in den vergangenen Jahren besonders groß gehandelten und keineswegs gelösten Problems des Wohnungsbaus.

Sabine Ruß-Sattar analysiert noch einmal die Präsidentschaftswahl in Frankreich – aber mit Blick auf die Parlamentswahlen in diesem Sommer, die zu einem nicht unerheblichen Teil über die Gestaltungs­möglichkeiten Emmanuel Macrons in dessen zweiter Amtszeit entscheiden dürften. Die Gefahr, dass vor allem die rechts-, aber auch linkspopulistischen Kräfte die Lage unseres wichtigsten Verbündeten in der EU manövrierunfähig machen könnten, ist seit vergangenem Sonntag keineswegs gebannt. Ruß-Sattar, die in Essen Politik­wissenschaft lehrt und eine der führenden Frankreich­expertinnen der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP) ist, deutet die politischen und gesellschaftlichen Bruch- und Konfliktlinien in mustergültiger Klarheit.

Günter Bannas wirft in seiner Kolumne Aus dem Bannaskreis einen Blick voraus auf die möglichen Implikationen der anstehenden Landtagswahlen im Juni in Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen, die auch zum nächsten Stresstest der Ampel in Berlin werden könnten.

Anne Wizorek zeigt in ihrer Direktnachricht, dass steigende Lebensmittelpreise und Nahrungsknappheit, dass Hungerkrisen nah und fern uns nicht kalt lassen sollten – ja, nicht dürfen.

(Nur eine von vielen Möglichkeiten: Care ist eine Organisation, die mir besonders am Herzen liegt.)

Im Postskriptum fragt Lutz Lichtenberger, ob die deutsche Politik auch in diesen Tagen noch immer auf die Idee eines Normalbetriebs fixiert ist.

Mit herzlichen Grüßen verbleibe ich bis zur nächsten Woche

Ihr Detlef Prinz

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