Wehrhaft

Editorial des Verlegers

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Wehrhaft

Editorial des Verlegers

Liebe Leserinnen und Leser,

erneut ein antisemitischer Anschlag, fast genau ein Jahr nach dem Anschlag von Halle. Dieses Mal in Hamburg, wo ein militärisch gekleideter Mann einen jüdischen Studenten, der durch eine Kippa als jüdisch zu erkennen war und aus einer Synagoge kam, angegriffen und schwer verletzt hat.

Es ist bitter zu konstatieren, wie angebracht der Aufruf Sigmund Gottliebs zum Handeln ist. Sein Buch „Stoppt den Judenhass! Eine Streitschrift gegen den Antisemitismus“ erscheint an diesem Mittwoch. Im Hauptstadtbrief am Sonntag stellt der langjährige Chefredakteur des Bayerischen Rundfunks seine Thesen in kondensierter Form bereits vor, die dadurch jedoch nichts von ihrer Dringlichkeit verlieren. Die symbolische Geste der Lichterketten mag gut gemeint sein, sie reicht aber nicht mehr aus, schreibt Gottlieb. Politik und Gesellschaft müssen mehr tun: „Der wehrhafte Staat trägt eine besondere Verantwortung für die Angehörigen seiner Minderheiten. Sie sind Teil von uns. Das Unheil, das ihnen geschieht, widerfährt uns allen.“

Im zweiten Beitrag erklärt Christian Wolf im Hauptstadtbrief die Hintergründe der jüngsten Ausrüstungsaffäre der Bundeswehr. Das neue Maschinengewehr soll von einer kleinen Firma in Suhl gebaut werden, die enge Verbindungen mit den Vereinigten Arabischen Emiraten pflegt. Hinzu kommt die Frage, ob das alte Modell nicht in Wahrheit nach wie vor tauglich ist und die Ausmusterung ein politisch bedingter, fehlgeleiteter Schnellschuss war. Wolf, der sich seit vielen Jahren für den NDR mit der Bundeswehr und Sicherheitspolitik beschäftigt, klärt so nüchtern wie zielsicher auf.

Nach Redaktionsschluss der Druckausgabe des Hauptstadtbriefs am Sonntag in der Berliner Morgenpost erreicht uns die Nachricht, dass das Verteidigungsministerium das Vergabeverfahren für das neue Gewehr der Bundeswehr gestoppt hat. Da eine Patentrechtsverletzung durch die Firma Haenel nicht auszuschließen sei, „war die Vergabestelle des Bundes angehalten, das Informationsschreiben an die Bieter über die beabsichtigte Zuschlagserteilung an die Firma C.G. Haenel GmbH aufzuheben“, wie das Ministerium mitteilte. Die Vergabestelle des Bundes werde damit in eine Neubewertung der Angebote unter Berücksichtigung aller Aspekte eintreten. Das Thema dürfte uns weiter beschäftigen.

Mit herzlichen Grüßen verbleibe ich

Ihr Detlef Prinz

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