Gewissheiten auf dem Prüfstand

Editorial des Verlegers

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Gewissheiten auf dem Prüfstand

Editorial des Verlegers

Liebe Leserinnen und Leser,

wir stecken mitten in einer politischen, gesellschaftlichen und historischen Auseinandersetzung, in der Straßennamen, Denkmäler und Traditionen angefeindet, bestritten, auf jeden Fall sehr genau hinterfragt werden. Gerade diejenigen, die dahinter sofort Übertreibungen oder andere, vermeintlich niedere Motive vermuten oder vermuten wollen, sollten sich aber auf ihre geistige Neugier besinnen und sich offen und frei dieser Debatte stellen, ja, es geradezu begrüßen, die eigenen Gewissheiten auf den Prüfstand stellen.

Seit Jahren lese ich immer wieder die herausragenden Aufsätze von Martin Sabrow im Merkur, der Deutschen Zeitschrift für Europäisches Denken, über die geschichtspolitisch brennenden Fragen. Der Direktor des Leibniz-Zentrums für Zeithistorische Forschung in Potsdam ist ein Meister der Differenzierung, der klugen historischen Abwägung, der anschaulichen Darstellung der Vielgestaltigkeit der Geschichte. Für den Hauptstadtbrief am Samstag* beschreibt er, was die aktuelle Diskussion über unsere Gegenwart und Vergangenheit verrät – ein im besten Sinne Orientierung ermöglichender Beitrag.

Oliver Gent, Dozent für Rhetorik an der FU Berlin, führt im zweiten Beitrag des Hauptstadtbriefs das feine philosophische Besteck vor, mit dem unser Denken und Handeln in der anderen großen Krise, der noch lange nicht ausgestandenen Corona-Pandemie, zu verstehen ist. Ich war regelrecht verblüfft, wie Gent die Stimmungsphasen, die so viele von uns in den vergangenen Monaten durchlebt haben, auf den Punkt zu bringen versteht.

Mit herzlichen Grüßen verbleibe ich – bis morgen

Ihr Detlef Prinz

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