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Editorial des Verlegers

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Editorial des Verlegers

Liebe Leserinnen und Leser,

„quer zu allen Debatten“ kann man ja seit einiger Zeit leider nicht mehr unbefangen verwenden, dazu ist „quer“ von einschlägiger Seite zu sehr verhunzt worden. Gabriel Kords’ Text in diesem Hauptstadtbrief hat mit jener eher dumpfen Gedankenwelt auch nichts gemein. Der Chefredakteur des Nordkuriers schreibt vielmehr in seinem wohlerwogenen Essay aus gegebenem Anlass über Ost und West und die Art und Weise, wie Debatten in Deutschland in diesen Tagen modelliert werden, über Vertrauen und Skepsis in der Demokratie, über Belegpflichten und die Frage, wie man ein Publikum „mitnehmen“ kann und soll, gerade wenn es wie derzeit ans Eingemachte geht. Ein unverzichtbarer Debattenbeitrag – der zugleich im Titel auf zwei wichtige Bücher zum Thema verweist, Johann Michael Möllers „Der Osten. Eine politische Himmelsrichtung“, erschienen 2019 bei zu Klampen, und Wolfgang Englers zeithistorischen Klassiker „Die Ostdeutschen als Avantgarde“, vor zwanzig Jahren erstmals bei Aufbau veröffentlicht.

Im Bannaskreis erinnert unser Kolumnist an den Tod Petra Kellys vor 30 Jahren – und fragt, wie viel von ihrem politischen Denken und Stil noch heute in der Außenpolitik Annalena Baerbocks zu erkennen ist – eine politisch-historische Miniatur, wie sie nur Günter Bannas schreiben kann.

Inge Kloepfer hat in ihrem Zweiten Blick ein gewisses Vergnügen an der politischen Begriffsfindung, das uns allerhand Spielarten des Wummses beschert hat – nicht ohne daran sehr sachliche Erwägungen über Ernst und Unernst, Gehalt und bloße Effekthascherei der politischen Kommunikation anzuschließen.

Im Postskriptum fragt Lutz Lichtenberger nach den Gründen für den Siegeszug dessen, was einst als „sumpfiges Duzen“ verpönt war, inzwischen aber in bürgerlichen Kreisen zum (un)guten Ton geworden ist.

Mit herzlichen Grüßen verbleibe ich bis zur nächsten Woche

Ihr Detlef Prinz

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