Weltpolitische Player

Editorial des Verlegers

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Weltpolitische Player

Editorial des Verlegers

Liebe Leserinnen und Leser,

holen wir noch einmal tief Luft, bevor morgen der Tag der Entscheidung ansteht. Nur steht trotz des großen Interesses im Ausland an der morgigen Bundestagwahl die Welt doch nicht still. Vielleicht berichten die New York Times, Le Monde und der Guardian auch deswegen so ausführlich über das Rennen ums Kanzleramt, weil sie wissen, dass auf dessen nächsten Bewohner – oder nächste Bewohnerin – außerordentliche Entscheidungen warten.

Michael Schaefer analysiert in diesem Hauptstadtbrief am Samstag die sich vor unseren Augen verändernden geostrategischen Dynamiken, die das neue Sicherheitsbündnis zwischen den USA, dem United Kingdom und Australien wie unter einem Brennglas aufgezeigt hat.

Schaefer ist ein Experte besonders für das Land, das eigentlich im Fokus steht, 2007 bis 2012 war er Botschafter Deutschlands in der Volksrepublik China. Seine Beschreibung der Lage ist zugleich ein Weckruf für die Europäische Union und ihren Mitgliedsstaaten. Jetzt gilt es, mit Europa als weltpolitischem Player entschlossen die geopolitische Bühne zu betreten und sich nicht länger als Nebendarsteller am Seitenrand zu tummeln.

Inge Kloepfer wirft in ihrer Kolumne Auf den zweiten Blick diesen ebenfalls auf China. Er beschäftigt sich, Zeichen der uneinheitlichen Globalisierung, mit den vermeintlich inneren Problemen des Landes, nachdem die Zahlungsschwierigkeiten des Wohnungsbaukonzerns Evergrande in diesen Tagen bekannt wurden.

Einen Weckruf hat auch Oliver Rolofs verfasst. Der langjährige Pressesprecher der Münchner Sicherheitskonferenz bescheinigt Deutschland in diesem Hauptstadtbrief, Digitalisierung und Innovationsförderung noch immer nicht so zu betreiben, dass das Land nicht den politischen und wirtschaftlichen Anschluss verliert.

Und auch Merlijn Schoonenboom begibt sich auf eine deutsche Baustelle – denn selbst, wenn das Humboldt Forum diese Woche seine Tore für die ethnologischen Ausstellungen geöffnet haben sollte, bleibt das Projekt, die damit einhergehende deutsche Identitätsbefragung, unfertig. Der Blick des niederländischen Autors hat dabei jedoch etwas so Erhellendes wie Erfrischendes. Wir sollten im Gespräch bleiben!

Mit herzlichen Grüßen verbleibe ich – bis morgen

Ihr Detlef Prinz

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